ReiseReise - Der Aufbruch

Druck des Retabelbildes

 

Zunächst möchte ich nochmals ein paar Sätze zum Retabel schreiben.

Altarretabel oder Retabel (von lateinisch retabulum, sinngemäß „rückwärtige Tafel“, auch Pala) bezeichnet jede Form eines Altaraufsatzes in einer christlichen Kirche vor allem im Gebiet der Westekirche – im deutschen Sprachgebrauch oft einfach mit Altar gleichgesetzt. 

Mein Bild ist im eigentlichen Sinn kein Altarbild. Es greift nur formal diese alte Bildstruktur auf. Es gibt ein größeres und wichtigeres Zentrumsbild und umliegende kleine Bilder. Bei dem Blockeintrag vom 3. Februar (Bildzyklus mit 17 Holzschnitten) bin ich detaillierter auf die einzelnen Inhalte eingegangen. Immer wieder gibt es Querbezüge von weltlicher Kunst zu christlicher Tradition. Einzelfiguren, Geschichten oder Ornamentstücke tauchen auf. Ich verstehe dieses Bild als Schanier zwischen zeitgenössischem (Bild-) Eindruck und alter Bildtradition.

 

Zur Atelierarbeit: 

Zu Beginn wird die Mitteltafel gedruckt. Alle 6 Druckstöcke sind fertig und mit Passgenauigkeit und letzten Korrekturen fein gearbeitet. Die Mitteltafel ist der schwierigste Teil des Druckvorganges. Hierzu ist es notwendig eine Vorrichtung auf dem Boden zu bauen.  Das große Format (Leinwand 210x150cm) kann weder durch eine große Presse gezogen, noch können die einzelnen Druckstöcke passgenau aufgelegt werden. Es kann also nur so gedruckt werden, dass die Leinwand auf den Druckstock gelegt und dann mit Rollen oder Löffel als Handabzug gedruckt wird. 

 

 



 

Die Druckstöcke
 
 

 

 
Druckvorrichtung und der Druck der ersten Farbe
 
 
Bei der Vorrichtung wird der Druckstock durch Leisten fixiert und die beiden Leinwände an den Enden eingespannt. So kann die Leinwand bei jedem Druckvorgang über die Druckplatte gezogen und dann passgenau auf den eingefärbten Druckstock gelegt werden. Das klappt nahezu perfekt. Der Druckstock wird nur einmal mit Farbe eingewalzt, dann intensiv mit unterschiedlich breiten Rollen abgewalzt und danach abgezogen. Die Farbe ist nicht satt und komlpett deckend - untere Farben schimmern teilweise durch. Dafür sind die Linien sauber und nicht verrutscht. Die einzelnen Farben müssen anschließend zwei bis drei Tage trocknen. 

 



Auch bei dem Druck auf der großen Leinwand wurden die Kontraste im Wesentlichen durch die Farben hergestellt. Der dunkle Eindruck des Blau ist als Tonwert gleich dunkel wie das heller wirkende Rot.

 

 





So wird die Mitteltafel Farbe auf Farbe gedruckt. Nach zwei Wochen Arbeit ist dieser Teil mit sechs Farben am 14.4.2023 fertig auf die beiden Leinwände gedruckt. Beide Mittelteile haben exakt die gleichen Farben mit Ausnahme der letzten Platte. Hier gibt es eine violette und eine braune Version. 

 




Erste Drucke und Vorbereitung zur gesamten Bildanlage

2 Kommentare:

nika hat gesagt…

und das, bevor ich deine Konzept zum Altar gelesen hatte.

ATELIER MIDDELMANN hat gesagt…

Siehst du es geht ganz alleine durchs Bild. Das ist beruhigend