Tumpzyklus Typ I - VI, je 100 x 90 cm, Tempera auf Leinwand, 2025
Von März bis Juli 2025 wurden Zeichnungen, Holzschnitte und Bilder unter dem Titel Tumpzyklus gefertigt. Dieser Zyklus koppelt die Kopfarbeit ab dem Jahr 2019 an die ReiseReise Werkreihe (Beginn 2021). Um es bildlich zu bescheiben habe ich damit einen randvollen Wagon mit allen Kopfzeichnungen (ca. 1400 ab 2019), den Holzschnittzyklen (bisher 64 Motive) und diesen 6 Bildern an den fahrenden ReiseReise Zug angekoppelt.
Zum Inhalt des Tumpzyklus:
Er besteht, wie alle diese Kopfzyklen, aus 6 Motiven die unterschiedliche Typen zeigen. Um sie etwas zu distanzieren habe ich hier auf die Augen und damit auf den direkten Kontakt zum Betrachter verzichtet. Der Kopf erscheint uns dennoch komplett. Es sind eher Typen, die uns ein wenig beschränkt und dennoch präsent entgegen kommen. Sie stehen nicht verschämt in einer Ecke, sondern drängen mit Wucht in die Bildmitte. Mal wirken sie verbohrt, scheinen immer Bescheid zu wissen, dann wieder ein wenig trottelig, ständig laut redend und manchmal wurden sie mit einer Scheuklappe ausgestattet. Alles spielt sich in einem kompakten Binnenraum ab; im eigenen Kopfkosmos. Sie sind einzeln und doch gibt es mehrere davon. Irgendwie unsympathische Außenseiter, die aber viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Kommt einem das bekannt vor? Ja natürlich!
Es ist eher das Fußvolk und nicht die angesehenen Bürger oder gar die obere Schicht. Nein es ist die Borniertheit in Uniform und diese finden wir in allen Bereichen. Ob es die Esotheriker oder die Nazis sind, ob wir in Parteien oder Fußballclubs schauen, ob wir in Kunstkreise oder Religionsgemeinschaften blicken, ob Hoch- oder Subkultur, überall gibt es diese Typen. Nur scheinen sie in unserer Zeit angesagt zu sein.
Zum Formalen des Zykus:
1 Grundlagen dieser Bilder und auch dem gleichzeitig entwickelten Holzschnittzyklus, waren Linienzeichnungen aus dem März und April 2025. Diese Linien resultieren wiederum aus den Zeichnungen des vergangenen Jahres. 2024 habe ich mich zum ersten Mal mit diesem bildnerischen Mittel beschäftigt. Aus den Linien folgte eine Flächenstruktur und diese wurde dann mit Volumen gefüllt. In der Holzschnittreihe habe ich die Linien sichtbar gesetzt und die Volumenflächen z.T. über diese Linienbegrenzungen hinweg gezogen. Die Bilder halten sich an die Vorgabe der Kontur.
2 Es gibt im Hintergrund einen durchgehenden Mittelton. Davor stehen die hellen, mitteltonigen und dunklen Köpfe. In den bisherigen Bildern tauchen eher helle Köpfe vor dunkelm und dunkle Köpfe vor hellem Hintergrund auf. Dieser Zyklus spielt andere Möglichkeiten durch, wobei ein zusätzlicher Raum zwischen den Figuren entsteht.
3 Es gibt eine einheitliche Farbigkeit der Köpfe. So werden die Farben vom hellsten bis zum dunkelsten Ton durchbuchstabiert.
4 Die Malerei und die Grafik werden gleichzeitig gearbeitet. Zurest gab es die Kohlezeichnungen, dann wurde die Grafik begonnen so dass Liniendrucke entstanden.
Diese Linienzeichnungen wurden auf die Leinwände übertragen. Es folgte die Untermalung und danach die farbliche Durcharbeitung. Das Oberteil wurde hier noch nicht bearbeitet.
Im Anschluß daran wurde der Holzschnittzyklus fertig gestellt. Die Farbigkeit und die Volumenbildung wurde von den Bildern übernommen und vereinfacht in den Entwürfen zu den Holzschnitten eingearbeitet. Er entstand im Verfahren des "Verlorenen Schnittes". D.h. das ich diese Motive später nicht mehr nachdrucken kann. So können auch Fehler, oder Farbabstufungen nicht mehr durch einen Neudruck verbessert werden. Der Vorteil ist die hohe Passgenauigkeit, die ich insbesondere für die Sichbarkeit der Linien benötigte.